Inmitten der COVID-19-Pandemie weisen die Kassandras dieser Welt schnell darauf hin, dass das Virus und seine Auswirkungen eine erhebliche Bedrohung für die jüngsten Fortschritte in Richtung eines Stakeholder-Kapitalismus darstellen. Es wächst die Sorge, dass dieser wirtschaftliche Schock den Fokus auf Kurzfristigkeit statt Nachhaltigkeit erneuert und die alte Doktrin des Shareholder-Value wiederbeleben wird. Es gibt jedoch Gründe, die dafür sprechen, dass dies eine überzogene Reaktion ist und ich möchte einwenden, dass Unternehmen, die sich bereits auf dem Weg zu einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Geschäftsführung befinden, ihr Comittment und ihr Engagement nicht so schnell aufgeben werden.
Denn tatsächlich hat die Krise das Potenzial, diesen Unternehmen zu helfen, die Volatilität und Instabilität zu überwinden und noch mehr Unternehmen dazu zu bewegen, den Übergang zu einem Stakeholder-basierten Modell zu beschleunigen. Warum? Weil verantwortungsbewusste Unternehmen in schwierigen Zeiten erkennen werden, dass dieser Ansatz der beste Weg ist, um Stabilität zu gewährleisten - für sich selbst und ihr Netzwerk von Geschäftspartnern.
Beständige Werte, auch in schwierigen Zeiten
Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass nachhaltige Dividendenpapiere in einem Hausse-Markt besser abschneiden und auch in einem Baisse-Markt widerstandsfähiger sind. Der Zeitpunkt, das Engagement eines Unternehmens für Nachhaltigkeit zu verstärken, hängt nicht von den Marktbedingungen ab - er hängt von den Werten ab.
Verantwortungsbewusste Unternehmen haben ein neues Managementparadigma eingeführt, das die externen Konsequenzen ihres Handelns bewertet. Sie berücksichtigen kontinuierlich die Auswirkungen, die ihre Geschäftsaktivitäten auf ihre Stakeholder haben könnten, und entwickeln darauf aufbauend ihre Strategie. Diese Art von Unternehmen hat Verantwortung in ihr Fundament eingebettet, und dieses Fundament wird auch in schwierigen Zeiten beständig bleiben.
Verantwortungsvolle Unternehmen erkennen neue Verbesserungsmöglichkeiten
Wenn es darum geht, Kosteneinsparungen voranzutreiben, kann die durch das Coronavirus verursachte Verlangsamung einen positiven Effekt haben, indem sie Unternehmen dazu veranlasst, den Energie- oder Wasserverbrauch zu reduzieren. Sie kann Unternehmen dazu ermutigen, ihre Recycling-Praktiken zu erweitern oder Produkt- und Ingenieurteams dazu anregen, Produkte mit geringerem Lagerplatzbedarf zu entwickeln. Sie könnte dazu beitragen, die Nutzung von Telekonferenzen und virtuellen Arbeitsplattformen in der gesamten globalisierten Wirtschaft zu erhöhen, was sich in weniger Geschäftsreisen niederschlägt - was sich positiv auf Kosten und Kohlenstoffemissionen auswirkt. Die Jahreskonferenz Sustain 2020 von EcoVadis beispielsweise sparte etwa 420 Tonnen CO2-Emissionen ein, während die Teilnehmerzahl um ein Vielfaches erhöht wurde, da sie zu Beginn der COVID-19-Krise zu 100% virtuell stattfand.
Der Ausbruch von COVID-19 könnte die Unternehmen dazu veranlassen, kosteneffizienter zu arbeiten und das ist ein Silberstreif am Horizont. Eine im Februar 2020 von QIMA durchgeführte Umfrage bei mehr als 200 Unternehmen mit globalen Lieferketten ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten damit rechnet, dass die Coronavirus-Epidemie ihre Betriebskosten erhöhen wird. Die gute Nachricht für die Nachhaltigkeit: Durch die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks eines Unternehmens können Kosten eingespart werden.
Diese Krise wird die Unternehmen, die bereits den Übergang zur Energie- und Ressourceneffizienz vollzogen haben, sowie diejenigen, die ihre Partner in der Lieferkette dazu ermutigt haben, das Gleiche zu tun, nicht zu Fall bringen.
Verantwortungsbewusste Unternehmen wissen, dass der Wandel weitergehen muss
Trotz der verheerenden Auswirkungen, die das Coronavirus auf die Welt und so viele Leben hat, wissen die Wirtschaftsführer, dass die Probleme und Herausforderungen, die vor dem Ausbruch des Virus sehr präsent waren, immer noch weiterbestehen.
Zum Beispiel wird der Klimawandel mit dem Coronavirus nicht verschwinden und Unternehmen müssen daran arbeiten, ihre Lieferketten widerstandsfähiger gegen die globale Erwärmung und extreme Wetterereignisse zu machen. Leider sind soziale und menschenrechtliche Probleme immer noch weit verbreitet - Zwangsarbeit, moderne Sklaverei, Diskriminierung und eine zunehmende Verbreitung in den globalen Lieferketten mit einer alarmierenden Geschwindigkeit.
Unternehmen, die sich diesen Themen bereits mit Richtlinien und Maßnahmen gestellt haben, werden besser auf eine Pandemie vorbereitet sein. Im Gegenteil zu Unternehmen, die dies nicht getan haben – diese werden möglicherweise während des gesamten Ausbruchs mit enormen Herausforderungen im Bereich Human Resources konfrontiert sein. Es ist jedoch noch nicht zu spät, eine Stakeholder-basierte Managementphilosophie zu übernehmen und damit die Wertschätzung und Loyalität von Mitarbeitern, Lieferanten und Geschäftspartnern zu fördern.
Verantwortungsvolle Unternehmen werden sich durchsetzen
Viele Unternehmen, die gezielt und gesteuert durch diese aktuelle Krise navigieren, haben bereits eine auf den Stakeholdern basierende Sichtweise und nachhaltige Praktiken übernommen. Glücklicherweise wird dies mehr Unternehmen, die in Bezug auf Nachhaltigkeitspraktiken weniger reif sind, dazu ermutigen, ihre Transformation zu beschleunigen und sie überzeugen, ihren Managementansatz zum Besseren zu verändern.
Andere Unternehmen können diese Zeit als Auslöser für Veränderungen nutzen. Sie können eine Richtlinie für „Work from home“ umsetzen, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten, IT-Strukturen verbessern oder sie können damit beginnen, Kosten zu senken, indem sie ihren Fußabdruck verringern. Diese Veränderungen kommen nicht nur der Wirtschaft, sondern der Gesellschaft als Ganzes zugute. Angesichts der Pandemie dürfen wir nicht von unserem Engagement für eine bessere und nachhaltigere Welt abweichen - es ist jetzt wichtiger denn je.
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