Vorgelagerte Lieferketten- und Risikokartierung tausender kleiner Lieferanten: RubberWay®-Initiative wird ausgezeichnet

RubberWay, eine 2017 entstandene mobile App, ist ein Tool zum Sammeln deklarativer ESG-Informationen für die Naturkautschukindustrie. Im Jahr 2024 erfasst diese mobile Anwendung, an der sechs große globale Einkaufsorganisationen beteiligt sind, die wichtigsten sozialen und ökologischen Risiken in der vorgelagerten Kautschukkette, die im Wesentlichen - und hier liegt die Herausforderung - aus 6 Millionen kleinen landwirtschaftlichen Kleinbetrieben besteht.

Bündelung der Kräfte zur Verbesserung der ökologischen und sozialen Praktiken in der gesamten Lieferkette für Naturkautschuk, über die Tier-1-Lieferanten hinaus: Nach Michelin, dem Gründungsunternehmen, Continental, Goodyear, Sumitomo und Pirelli hat sich nun auch der japanische Konzern Yokohama Rubber der Initiative angeschlossen.

Diese kollektive Anstrengung, durch mehr Transparenz in der vorgelagerten Lieferkette "aus dem Nebel herauszukommen", scheint Erfolge zu erzielen. Im Dezember 2023 enthielt die Anwendung die deklarativen Daten von fast 250.000 Kleinerzeugern in 13 Ländern, verglichen mit 45.000 zwei Jahre zuvor.

Diese gemeinsame Initiative der globalen Kautschukeinkaufsorganisationen basiert auf einer Kombination von CSR-Bewertungsinstrumenten: 

Direkte Bewertung der CSR-Leistung von Tier-1-Lieferanten durch eine dritte Partei wie EcoVadis, eine gemeinsame Anstrengung über RubberWay bei allen Lieferanten der Stufe 2 und darüber hinaus, um die wichtigsten menschlichen und ökologischen Herausforderungen der Branche so effektiv wie möglich anzugehen.

Die Naturkautschuk-Lieferkette - eine sehr fragmentierte Landschaft

Der überwiegende Teil des weltweiten Naturkautschuks stammt aus kleinen Kautschukbaumplantagen mit einer Größe von zwei bis drei Hektar, die von etwa sechs Millionen Landwirten betrieben werden. Mehr als 90 % davon befinden sich in Asien, Afrika und Südamerika, wobei 36 % auf Thailand, 26 % auf Indonesien, 9 % auf Vietnam, 5 % auf Malaysia, Indien und Südchina und 6 % auf Westafrika entfallen. Infolgedessen ist die Branche sehr anfällig für Menschenrechtsverletzungen, einschließlich moderner Sklaverei und Kinderarbeit, wobei die Farmen besonders hohen Risiken ausgesetzt sind.

Ein erfolgreicher zweistufiger Prozess zur Risikominderung

Um diese und andere Risiken in der Lieferkette zu mindern, nutzen Michelin und die Continental AG zunächst EcoVadis Ratings, um eine Bewertung ihrer Tier-1-Lieferanten und eine Selbsteinschätzung der Nachhaltigkeit in der vorgelagerten Kette zu erhalten. Im zweiten Schritt fordern die bewerteten Unternehmen dann ihre vorgelagerten Zulieferer auf, die RubberWay-App zu nutzen, um über die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen zu berichten. Die Gruppen verwenden diesen zweistufigen Ansatz seit 2013, bereits vor der Entwicklung der App, und haben festgestellt, dass es eine wirksame Methode ist, um den Sektor zu einer verantwortungsvollen und sicheren Landwirtschaft zu führen.

"Die Bewertung unserer direkten Naturkautschuk-Lieferanten über EcoVadis hat uns gezeigt, dass die potenziellen Verbesserungsbereiche vor allem mit ihrer vorgelagerten Lieferkette zusammenhängen. Für Michelin war es daher naheliegend, ihnen eine konkrete Lösung anzubieten, um sie auf diesem Weg zu unterstützen. RubberWay® ist eine innovative CSR-Mapping-App, die sich vor allem an Kleinbauern in Dörfern richtet und es unseren Lieferanten ermöglicht, verbesserungswürdige Bereiche besser zu verstehen und die notwendigen Abhilfemaßnahmen umzusetzen." 

Edouard de ROSTOLAN, CSR-Manager, SMPT Michelin.

Für Micheal Radke, Head of Sustainability Supply Chain Management bei der Continental AG, hat sich der Einsatz von EcoVadis Ratings und RubberWay ebenfalls als ein ausgezeichneter Ansatz zur Bewältigung von Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette erwiesen. "Verantwortungsvolle Beschaffung ist einer der Schwerpunkte von Continental im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie unseres Konzerns. Dank EcoVadis haben wir erfolgreich ein Tier-1-Lieferantenbewertungsprogramm für alle Kategorien von Rohstoffen implementiert. Für den Naturkautschuksektor freuen wir uns, mit RubberWay ein sehr leistungsfähiges, innovatives und konkretes Werkzeug zu haben, das es uns ermöglicht, Risiken auf allen Ebenen der vorgelagerten Lieferkette zu bewerten, einschließlich der kleinen Anbauer. Mit Michelin und hoffentlich auch bald anderen Reifenherstellern arbeiten wir daran, RubberWay zu einem Industriestandard zu machen, der die Global Platform for Sustainable Natural Rubber (GPSNR) ergänzt."

Dr. Michael Radke, Leiter Sustainability Supply Chain Management, Continental

Im ersten Schritt der Überwachung der Wertschöpfungskette sind mehr als 85 % des Einkaufsvolumens abgedeckt. Und es ist der zweite Schritt, bei dem sich die RubberWay-App mit ihrem Fragebogen zur Selbsteinschätzung als besonders wertvoll erweist, da ein einziger Verarbeitungsbetrieb seinen Kautschuk von bis zu 20.000 landwirtschaftlichen Betrieben beziehen kann.

Nachhaltiger Fortschritt im Laufe der Jahre

 "Die Ergebnisse der CSR-Bewertungen von EcoVadis bei unseren Naturkautschuk-Lieferanten haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert, was deren klare Fortschritte im Bereich CSR, aber auch ihr Interesse an den Bewertungen von EcoVadis zeigt."

Edouard de ROSTOLAN, CSR-Manager, SMPT Michelin.

Seit 2017 setzt Michelin die RubberWay® App umfassend bei seinen direkten Lieferanten und deren Verarbeitungsbetrieben ein, um Zwischenhändler, Großplantagen und Kleinbauern zu ermutigen, ihre Praktiken selbst zu bewerten und ihre Anforderungen zu kommunizieren.

"Bis Dezember 2023 hatten fast 260.000 Branchenakteure in 13 Ländern an der Befragung teilgenommen, die von mehr als 157 Verarbeitungsbetrieben durchgeführt wurde. Unsere Lösung hat sich als einzige Lösung zur Risikokartierung in der Naturkautschukindustrie etabliert. Wir haben von Anfang an das Vertrauen der führenden Reifenhersteller gewonnen und freuen uns über das anhaltende Interesse aus der gesamten Branche", so Côme de la Porte, Head of Operations bei RubberWay.

Quelle : Interview RubberWay, Mai 2024

RubberWay®, eine App durchdringt die Lieferkette

Es gibt keine Begrenzung der Teilnehmerzahl. Ziel ist es, den Fragebogen möglichst breit zu streuen und möglichst viele Vorlieferanten einzubeziehen. Der Prozess sieht wie folgt aus:  

1. Jeder Fabrikleiter erhält einen individuellen Weblink und füllt den Fragebogen aus.

2. Die Fabrik sendet dann die entsprechenden Fragebögen an ihre direkten Lieferanten, Inhaber, Zwischenhändler oder kleinen Betreiber.

3. Diese Lieferanten wiederum leiten den Fragebogen an ihre eigenen Lieferanten weiter, wenn sie dies möchten, und so weiter ... bis hin zu den kleinen Anbauern.

RubberWay wird nun in der gesamten Branche beworben, mit dem Ziel, dass sich mehr Reifenhersteller der App anschließen, so wie es die Continental AG getan hat.  Neue Nutzer werden in den kommenden Monaten erwartet.

Wussten Sie schon?

2018 hat Michelin gemeinsam mit einer internationalen Gruppe von Reifenherstellern, Automobilherstellern, Kautschukverarbeitern und Nichtregierungsorganisationen, darunter WWF, BirdLife International, Forest Stewardship Council und Rainforest International, die "Globale Plattform für nachhaltigen Naturkautschuk" (GPSNR) ins Leben gerufen. Die GPSNR hat die Vision, eine "faire, gerechte und umweltverträgliche Wertschöpfungskette für Naturkautschuk" zu schaffen, und zielt darauf ab, die ökologische und sozioökonomische Leistung der Naturkautschukindustrie zu verbessern. Die Entwicklung der GPSNR wurde von den Geschäftsführern des Tire Industry Project (TIP) des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) initiiert, zu dessen Gründungsmitgliedern auch Michelin gehört.

Informieren Sie sich auch über Our Way to Serve, eine Nachhaltigkeitsinitiative von Bridgestone, einem der TIP-Mitglieder, das von EcoVadis bewertet und im Laufe der Jahre mit Silber und Gold ausgezeichnet wurde.

Über den Autor

Véronique Seel has been creating French content (data/studies/analysis and interviews) for EcoVadis since 2017. A graduate of the Conservatoire National des Arts et Métiers (Paris) in Engineering and B2B Marketing, Véronique progressively specialized in CSR and sustainability during her time as consultant for Vigeo Eiris, then helped BNP Paribas Cardif to create a Sustainable Development department, followed by three years contributing to cleantech and mobility projects in the European Atlantic Area. Véronique Seel is a partner of the Coapi cooperative based in La Rochelle, France.

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