Werner Ottilinger ist Geschäftsführer von SAUTER Deutschland. Als studierter Betriebswirt und Elektrotechniker verantwortet er seit 2004 in der Geschäftsleitung auch das internationale Facility-Management-Geschäft bei SAUTER. Außerdem ist Werner Ottilinger Vorstandsvorsitzender im Fachverband Automation + Management für Haus + Gebäude (AMG) beim VDMA. In dieser Funktion setzt er sich aktiv für moderne Gebäudeautomation ein, die zu den wesentlichen Voraussetzungen für nachhaltige Smart Buildings zählt. 2023 erhielt SAUTER Deutschland eine Gold-Medaille von EcoVadis für herausragende Leistungen in nachhaltiger Unternehmensführung und sichert sich damit einen Platz unter den Top 5 Prozent der weltweit teilnehmenden Unternehmen der Branche.
Herr Ottilinger, Sie sind nun seit über 35 Jahren bei SAUTER tätig. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für ein Unternehmen wie SAUTER Deutschland?
WO: Nachhaltigkeit ist eine Existenzfrage, nicht nur für SAUTER. Bis 2050 soll Europa als erster Kontinent klimaneutral werden. Da sind wir uns alle einig. Gebäude haben bekanntermaßen einen hohen Anteil am CO2-Ausstoß. So verursacht ihr Betrieb in Deutschland etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen. Wenn wir unseren Lebensraum bewahren wollen, müssen wir die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, intelligenter und effizienter machen. Als Entwickler, Technologielieferant und Systemintegrator moderner Gebäudeautomation treiben wir diese notwendige Innovation konsequent voran. Wir entwickeln für unsere Kunden zukunftsfähige Hard- und Software-Produkte, die den Komfort im Gebäude steigern und den Energieeinsatz langfristig senken. Als etabliertes Facility Management Spezialist kümmern wir uns darüber hinaus um den effizienten Betrieb von Gebäuden.
Geben Sie uns einen Einblick in Ihre Nachhaltigkeitsreise?
WO: Immer mehr Unternehmen richten ihr Portfolio, ihre Angebote und Leistungen auf die Möglichkeiten aus, die sich durch Nachhaltigkeit ergeben. Kunden, die sich auf ihre CSRD-Reporting-Pflicht ab 2025 vorbereiten wollen, fragten daher, ob wir ein Nachhaltigkeitszertifikat besitzen. Dieses hatten wir intern schon länger auf der Agenda. Daraufhin haben wir vor drei Jahren begonnen, mit Anwendern, Mitarbeitenden und Lieferanten zu beraten, welche sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Themen für wen, welche Bedeutung haben. Wir erstellten also eine sogenannte Materialitätsanalyse und leiteten hieraus Ziele und Maßnahmen für uns ab. 2022 ließen wir uns erstmalig durch EcoVadis bewerten – und haben auf Anhieb die Silber-Medaille erhalten. 2023, unser zweites Jahr im EcoVadis Rating, konnten wir dann sogar Gold erreichen, mit nur sehr geringem Punktabstand zu Platin.
Welche Herausforderungen gab es dabei?
WO: Das Projekt, um unsere Nachhaltigkeitsleistung bewerten zu lassen, wurde seitens der Geschäftsführung forciert. Die Herausforderung lag anfangs vor allem im Bereich der Datenaufbereitung. Dort herrschte Unsicherheit, welche Daten wie zu erheben sind. Spätestens im zweiten Jahr kam dann Routine in den Ablauf. Inzwischen gibt es bei uns eine Stelle speziell für die Koordination der Datenerfassung und für die Beratung der Fachabteilungen in diesem dringlichen Bereich.
Wo liegen die aktuellen Nachhaltigkeitsschwerpunkte für SAUTER?
WO: Für unsere Muttergesellschaft in der Schweiz steht das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) im Fokus, da dort unsere Gebäudeautomationssysteme gefertigt werden. Hierfür werden Vorprodukte weltweit zugekauft. Dabei achten wir nicht nur auf Qualität und Preis, sondern überprüfen die gesamte Lieferkette auf mögliche Menschenrechtsverletzungen, die es unter allen Umständen zu vermeiden gilt. Ein weiteres Kernthema ist für uns die Dekarbonisierung. Wir haben mit unseren intelligenten Software-Tools und analytischen Modellen, die wir auch unseren Kunden zur Verfügung stellen, den CO2-Ausstoß am Standort in Freiburg um 34 Prozent reduziert. Aktuell nehmen wir dort gerade eine weitere Photovoltaik-Anlage mit 100 kW Peak-Leistung in Betrieb. Für uns ist es wichtig, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Mit unserer Kommunikation sind wir nur glaubhaft, wenn wir konsequent Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil unserer eigenen Unternehmensführung etablieren.
Was sind die größten Nachhaltigkeitstreiber für Ihr Unternehmen?
WO: Wir verfolgen die SAUTER ESG-Strategie. Diese fußt auf drei Säulen. Da ist zuerst einmal der Bereich Environment: Unsere Idee des Future Buildings existiert im Einklang mit der Natur und schont deren Ressourcen. Deshalb entwickeln wir unsere Produkte und Services immer weiter, um Gebäude energieeffizienter und somit rentabler zu machen. Mindestens genauso wichtig sind die Mitarbeitenden, die sie umsetzen. Und somit sind wir beim Bereich SOCIAL. Mit dem klaren Bekenntnis zu Diversität und Toleranz schaffen wir bei SAUTER für unsere Mitarbeitenden die Grundlage, ihre jeweiligen Stärken und ihr individuelles Know-how in Arbeitsprozesse und Lösungen einzubringen und weiterzuentwickeln. Die Bedeutung des LkSG für die gesamte Unternehmensstrategie habe ich ja bereits erwähnt. Daraus leitet sich die ESG-Säule GOVERNANCE ab. Unsere nachhaltigen Geschäftsbeziehungen fokussieren eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderarbeit, Korruption, Wettbewerbsverstößen oder intransparenter Beschaffung von Konflikt-Mineralien.
Wie sind die Themen Nachhaltigkeit, ESG und CSR in Ihrem Unternehmen angelegt oder wie werden sie gesteuert?
WO: Mit Blick auf die Verantwortung und Wichtigkeit des Nachhaltigkeitsthemas sind diese Bereiche bei uns klar in der Führungsebene verankert. Bei allem unterstützt ein Mitarbeiter, der bei SAUTER Deutschland eigens die Nachhaltigkeitsthemen betreut.
Warum hat sich Ihr Unternehmen für ein EcoVadis Rating entschieden?
WO: Nachhaltiges Wirtschaften ist heute eine Kernkompetenz in jedem Unternehmen, ganz besonders natürlich in der Gebäudebranche. Denn Energieeffizienz und Gebäudeautomation werden zunehmend entscheidend für den Wert einer Immobilie. Eine unabhängige Überprüfung und Bewertung wie das EcoVadis Rating zeigt klar, wo und wofür wir stehen und was wir leisten. Dabei befinden wir uns in bester Gesellschaft: Die wichtigsten unserer Kunden sowie einige unserer Schwestergesellschaften, wie die Techne in Italien und die EMTEC in Schottland, sind ebenfalls von EcoVadis bewertet. Es gibt darüber hinaus einen anderen, für mich sehr drängenden Aspekt. Ich denke da an unsere Mitarbeitenden und potenzielle neue Talente. Teil einer nachhaltigen Organisation zu sein, wird für viele immer wichtiger, ebenso bei der Wahl eines Arbeitgebers – und bindet langfristig an diesen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Rating-Prozess gemacht?
WO: Beim ersten Rating war der Aufwand noch sehr groß. Die daraus ermittelten Verbesserungspotenziale halfen jedoch bei der erfolgreichen Umsetzung von Maßnahmen. Beim zweiten Rating ging es schon bedeutend leichter, da die Strukturen und Erfahrungswerte zum Prozess intern bereits bestanden. Hauptverantwortliche Mitarbeitende kannten nun die Grundlagen und waren bereits sicherer in diesen Themen. Ebenfalls sehr positiv ausgewirkt hat sich, dass wir einen erfahrenen Mitarbeiter im Unternehmen gewinnen konnten, der den Bewertungsprozess hauptamtlich betreut.
Welche Mehrwerte und Vorteile ziehen Sie aus dem EcoVadis Rating für SAUTER?
WO: Unsere Kunden können das Rating automatisch abrufen und wir müssen keine ellenlangen Listen ausfüllen. Viele Gespräche und Diskussionen mit Verantwortlichen bei unseren Kunden werden damit überflüssig, weil wir einen fundierten Überblick zu unserem Status haben.
Herr Ottilinger, welche Ziele hat Ihr Unternehmen für die Zukunft?
WO: Den eingeschlagenen Weg in die digitale und nachhaltige Gebäudezukunft werden wir konsequent weitergehen, zusammen mit unseren Kunden und Mitarbeitenden. Wir werden Tag für Tag unseren Beitrag leisten – zur Erhaltung unserer Ressourcen, zur Bewahrung unseres Lebensraumes. Bei der nächsten EcoVadis Bewertung möchten wir gerne die Gold-Medaille aufrechterhalten.
Bildquellen: SAUTER DEUTSCHLAND