In den vergangenen Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Stakeholder auf allen Seiten erwarten und fordern von Unternehmen Bekenntnisse zu mehr Verantwortung und Engagement in Nachhaltigkeitsfragen. Das Thema nachhaltige Beschaffung ist in Unternehmen jedoch oftmals noch nicht priorisiert und damit auch die Auswirkungen und der Einfluss des Einkaufs oft noch unerkannt. Der Einkauf kann zum strategischen Weichensteller werden, um die Nachhaltigkeitsherausforderungen anzugehen, Anforderungen zu erfüllen und damit maßgeblich zum Unternehmenserfolg und Geschäftswert beitragen.
Nachhaltigkeitstreiber Lieferkette
Einige der größten Chancen für ökologische und soziale Auswirkungen ergeben sich in der vorgelagerten Lieferkette, zum Beispiel bei der Auswahl der Rohstoffe. Tatsächlich können bis zu 90% der Nachhaltigkeitsauswirkungen eines Unternehmens durch die Lieferkette verursacht werden. So entstehen beispielsweise bis zu 80 Prozent der CO2- Emissionen von Unternehmen im Rahmen der Beschaffung (ClimatePartner 2018). Der „Umweltatlas Lieferketten“ (2017) zeigte, dass die Treibhausgas- und die Schadstoffemissionen in der Lieferkette deutscher Maschinenbauunternehmen neunmal so hoch wie an den eigenen Produktionsstandorten sind, wobei die direkten Lieferanten einen großen Anteil verursachten. Damit wird deutlich, dass nachhaltige Beschaffung einen wesentlichen Teil der Verantwortung von Unternehmen ausmacht und die Lieferkette eine enorme Hebelwirkung für negative wie positive Geschäftsauswirkungen hat. Ergebnisse aus dem aktuellen EcoVadis Business Sustainability Risk & Performance Index zeigen jedoch, dass global 80 Prozent der Lieferanten keine Maßnahmen zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette implementiert haben, 57 Prozent keine Arbeitsbedingungen überwachen und 44 Prozent verfügen über keine ausreichende Gesundheits- und Sicherheitsbereitschaft. Das damit verbundene Risikopotential ist immens, wie die Covid-19-Krise gezeigt hat.
Gesetzliche und gesellschaftliche Anforderungen steigen
Angesichts der aktuellen wirtschaftspolitischen Debatten und Planungen eines Sorgfaltspflichtengesetzes in Deutschland, aber auch in der Schweiz und auf europäischer Ebene, sind viele Unternehmen verunsichert, da unklar scheint, was genau von ihnen erwartet werden wird. Eine Tatsache ist, dass auch wenn, wie bisher geplant, ein deutsches Sorgfaltspflichtengesetz für Lieferketten nur für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden gelten würde, es zumindest indirekt auch Unternehmen mit weniger Mitarbeitenden betreffen würde. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn ein Unternehmen, dass in den Geltungsbereich eines solchen Gesetzes fällt, als Maßnahme in der eigenen Strategie und den Unternehmenswerten, Bekenntnisse und Maßnahmen zu Nachhaltigkeit von allen seinen Lieferanten fordert, unabhängig von ihrer Größe. Des Weiteren hat ein Gesetz zur Sorgfaltspflicht eine Signalwirkung, die auch auf kleinere Unternehmen ihr Licht wirft: Das Bewusstsein für sozial- und ökologisch verantwortungsvolle Geschäftsaktivitäten und Produkte wird bei Stakeholdern gesteigert. Darunter fallen Investoren, Finanzinstitute, Kunden, Mitarbeiter, Endverbraucher, mit deren Nachhaltigkeitserwartungen Unternehmen jeder Größenordnung konfrontiert werden, und die einen maßgeblichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben. Hinzu kommt, dass soziale und ökologische Unternehmensverantwortung nicht limitierbar auf eine Mindestanzahl von Mitarbeitenden ist, sondern jedes Unternehmen sich die Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeiten bewusst machen und kontinuierlich an Verbesserungen arbeiten sollte, um einen positiven Beitrag im Sinne der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu leisten. Das bedeutet, jetzt ist der Moment, in dem jedes Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette priorisieren sollten.
Herausforderungen angehen...
Viele Unternehmen fragen sich nun, „wo sollen wir anfangen?“ – Der erste Schritt scheint oft der schwierigste, niemand erwartet jedoch, dass ein Unternehmen von heute auf morgen alles nachhaltig ausrichtet. Jedoch sollte uns bewusst sein, dass wir zur Erreichung der Klimaziele jetzt handeln müssen und uns dabei beeilen müssen.
Dialog starten
Zunächst sollten die internen und externen Stakeholderanforderungen identifziert werden. Dies erfolgt bei vielen Unternehmen in Stakeholderdialogen. Von diesen Erwartungshaltungen kann eine Nachhaltigkeitsstrategie abgeleitet werden, beziehungsweise kann diese auch zum Abgleich mit der Unternehmensstrategie dienen. Unternehmen, die noch keine Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt haben, sollten damit beginnen konkrete und messbare Ziele zu setzen. Eine gute Orientierungshilfe bieten hier die 17 Ziele (Sustainable Development Goals - SDGs) der Vereinten Nation für eine nachhaltige Entwicklung.
Nachhaltige Beschaffungsstrategie aufsetzen
Eine Vielzahl von Unternehmen verbindet ihre Nachhaltigkeitsziele mit den SDGs und erarbeitet daraus folgend zusammen mit internen Stakeholdern aus dem Einkauf die Ziele und Maßnahmen für ihre nachhaltige Beschaffung. Die Strategie für nachhaltige Beschaffung sollte immer im Einklang mit der Nachhaltigkeits- und auch der übergeordneten Unternehmensstrategie stehen.
Einkauf einbinden
Ein wichtiger Punkt, der bei Programmen zu nachhaltigen Lieferketten eine große Bedeutung hat, ist die Rolle des Einkaufs. Es sind die Beschaffungsexperten, die eine maßgebende Funktion zur Erreichung von nachhaltigen Beschaffungszielen haben und ein Hebel für Nachhaltigkeitsengagement und Partnerschaft in der Lieferkette sein können. Der Einkauf sollte daher von Anfang an eingebunden und auch geschult werden.
Nachhaltigkeitsleistung transparent machen und bewerten
Der nächste Schritt umfasst die Festlegung der Vorgehensweise bei der Erhebung der Daten von Nachhaltigkeitsleistungen der Lieferanten sowie die Definition der Zielsysteme. Darauf aufbauend kann das Monitoring erfolgen. Dieses ermöglicht die Identifizierung der Risiken und Chancen sowie deren klare Darstellung anhand der KPIs. Für das Nachhaltigkeitsrisiko- und Verbesserungsmanagement sind sowohl eine Risikoanalyse, die die länder- und branchenbezogenen Risikofaktoren einbezieht, sowie eine regelmäßige Überprüfung der Lieferantenleistung grundlegend, um die Richtlinien zu verbessern und sowohl fördernde wie auch Gegenmaßnahmen gezielt zu steuern.
Es gibt nicht die eine erfolgversprechende Strategie und es gibt auch keine allgemeingültige Checkliste für die Entwicklung oder Implementierung einer erfolgreichen nachhaltigen Beschaffungsstrategie. Fundamental ist, dass das Bekenntnis, die Ziele und die Policies ernsthaft, messbar und transparent sind und den Mitarbeitenden sowie Stakeholdern ebenso kommuniziert und vermittelt werden. Ebenso müssen für die Ziele und Richtlinien wirksame Maßnahmen implementiert werden. Wenn also bspw. als Ziel gesetzt wird, die sozialen Negativauswirkungen bei Zulieferern zu minimieren, dann erfordert dies Maßnahmen, wie z.B. keine Verwendung von langen Zahlungsbedingungen und Zahlungszielen oder lokale gesetzliche Mindestlöhne im Zulieferbetrieb. Die genannten Elemente sind im Detail wesentlich ausführlicher, sie bieten jedoch auch die Möglichkeit, einen Einstieg in dieses Thema erfolgreich umzusetzen.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Nachhaltigkeit und nachhaltige Beschaffung sind natürlich auf den ersten Blick ein Kostenfaktor, jedoch haben Studien mittlerweile nachgewiesen, dass sich nachhaltiges Engagement auszahlt: Unternehmen mit nachhaltiger Beschaffung können Umsatzsteigerungen zwischen 5 und 20 Prozent, Kosteneinsparungen zwischen 9 und 16 Prozent und eine Steigerung der Markenbekanntheit zwischen 15 und 30 Prozent erzielen (WEF 2015). Die Daten aus dem neuesten Sustainable Procurement Barometer zeigen, dass es einen klaren ROI gibt: Unternehmen, die führend in Bezug auf Engagement und Reife ihres nachhaltigen Beschaffungsprogramms sind und die eine Reihe von Kriterien erfüllen, die den Reifegrad ihrer nachhaltigen Beschaffungsprogramme anzeigen - erzielen deutlich mehr Geschäftsvorteile als nicht führende Unternehmen. Eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie führt zum Erfolg, wenn sie im Einklang mit dem Kerngeschäft und der Unternehmensstrategie steht.
Wie EcoVadis unterstützen kann
EcoVadis stellt Unternehmen mittels einer globalen cloud-basierten SaaS-Plattform ganzheitliche Ratings im Bereich Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit bereit. Das EcoVadis Rating deckt eine breite Palette an nicht-finanziellen Managementsystemen ab, einschließlich der Auswirkungen von Umwelt, Arbeits- und Menschenrechten, Ethik und nachhaltiger Beschaffung. Jedes Unternehmen wird im Hinblick auf die Themen bewertet, die für seine Größe, seinen Standort und seine Branche relevant sind. Diese evidenzbasierten Bewertungen werden in einfach zu lesende Scorecards mit Punktzahlen von Null bis Hundert überführt. Darüber hinaus zeigen die Scorecards die Stärken und Verbesserungsbereiche auf, die die bewerteten Unternehmen dafür nutzen können, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen gezielter auszurichten und Korrekturmaßnahmenpläne zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu erstellen.
Die EcoVadis Sustainability Intelligence Suite und die damit verbundenen Dienstleistungen können Unternehmen bei der Erfüllung der Sorgfaltspflichtanforderungen in diesem sich entwickelnden gesetzlichen Kontext unterstützen.
Kontaktieren Sie uns, um mehr darüber zu erfahren, wie EcoVadis Sie unterstützen kann.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich in der Oktoberausgabe von Kleine Kniffe - Das Magazin für einen nachhaltigen Einkauf veröffentlicht.