In der Welt der nachhaltigen Lieferkettenregulierung und des zunehmenden Drucks ist Transparenz längst kein Luxus mehr – sie ist eine Notwendigkeit. Da sich immer mehr globale Unternehmen zur Nachhaltigkeit verpflichten, wird der Bedarf an robusten Daten – sowohl quantitativen als auch qualitativen – unerlässlich, um verantwortungsvolle, ethische und widerstandsfähige Lieferketten aufzubauen. Die kürzliche Übernahme von Ulula durch EcoVadis ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung, da sie Unternehmen ermöglicht, auf vor Ort erhobene Daten direkt von den Beschäftigten zuzugreifen.
Die Datenkluft: Quantitative vs. qualitative Daten in der Nachhaltigkeit
Wenn es um nachhaltige Beschaffung und das Management von Lieferketten geht, war das alte Sprichwort „Man kann nur das managen, was man messen kann“ noch nie so zutreffend wie heute. Allerdings sind nicht alle Daten gleich. Viele Unternehmen stützen sich stark auf quantitative Daten – Kennzahlen wie CO2-Emissionen, Energieverbrauch und Materialeinsatz – um ihre Umweltleistung zu verfolgen. Diese Zahlen sind zwar essenziell, erzählen aber nur einen Teil der Geschichte.
Gleichzeitig liefern qualitative Daten, wie sie aus Stakeholder-Umfragen, Interviews und Vor-Ort-Erfahrungen gewonnen werden, den dringend benötigten Kontext zu den Zahlen. Diese Daten helfen Unternehmen, die menschlichen und sozialen Dimensionen ihrer Lieferketten zu verstehen, beispielsweise Arbeitsbedingungen, das Wohlbefinden der Beschäftigten und Verstöße gegen Arbeitsrechte.
Warum robuste Daten für Lieferkettentransparenz entscheidend sind
Robuste Daten – sowohl quantitative als auch qualitative – ermöglichen es Unternehmen, fundierte Entscheidungen über ihre Lieferketten zu treffen. Sie bieten ein ganzheitlicheres Verständnis von Risiken und Chancen, insbesondere in komplexen globalen Operationen. Unternehmen, die sich ausschließlich auf KI-Prognosen verlassen, könnten kritische Warnsignale übersehen, insbesondere bei sozialen und menschenrechtlichen Themen, die sich nicht immer in Zahlen fassen lassen. Hier werden qualitative Daten, einschließlich der Stimmen der Arbeitnehmer*innen und lokaler Erkenntnisse, unverzichtbar.
Im Kontext nachhaltiger Beschaffung geht es bei robusten Daten nicht nur um Compliance oder die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen. Es geht darum, Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren, potenzielle Risiken zu mindern und letztlich Lieferketten zu schaffen, die ethisch, transparent und widerstandsfähig sind.
Die Rolle von KI bei der Verbesserung der Transparenz in Lieferketten
EcoVadis steht seit Langem an der Spitze der Nachhaltigkeitsbewertungen, die auf einer bewährten Methodik und einem Team von über 450 Analyst*innen basierend, die die für den Bewertungsprozess erforderlichen Dokumentationen überprüfen und bewerten.
In den letzten Jahren hat EcoVadis weiter in Künstliche Intelligenz (KI) investiert und mit IQ Plus neue Lösungen für das Management inhärenter Risiken entwickelt, die auf verschiedenen Faktoren basieren, einschließlich Geografie, Branche und Lieferantenprofilen.
Allerdings stoßen KI-generierte Risikodaten an ihre Grenzen. Sie verlassen sich stark auf historische Daten, externe Quellen und etablierte Muster, um potenzielle Probleme zu erkennen. Doch Lieferketten sind dynamisch und entwickeln sich schnell, insbesondere wenn Faktoren wie geopolitische Veränderungen, neue Arbeitsgesetze oder Klimakrisen ins Spiel kommen. Hier wird die Integration von Echtzeitdaten vor Ort entscheidend. Mehr als 100.000 Quellen werden derzeit kontinuierlich im EcoVadis 360 Watch überwacht, darunter NGOs, Gewerkschaften, Compliance-Datenbanken und viele mehr.
Warum die Übernahme von Ulula durch EcoVadis bahnbrechend ist
Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) befinden sich weltweit 28 Millionen Männer, Frauen und Kinder in Zwangsarbeitsverhältnissen, und es werden jährlich 236 Milliarden Dollar illegaler Gewinn erwirtschaftet. Die Mitschuld an Zwangsarbeit stellt für jedes Unternehmen ein Risiko dar, unabhängig davon, wo es tätig ist. Im September 2024 unternahm EcoVadis einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Lieferkettentransparenz, indem das Unternehmen Ulula, einen führenden Anbieter von Worker Voices-Technologie, übernahm. Ulula bietet eine Reihe praktischer Werkzeuge an, darunter automatisierte Mitarbeiterbefragungen, Beschwerdemanagementsysteme und Analyse-Dashboards, mit denen Unternehmen direkt mit Arbeitnehmer*innen und Gemeinden in Kontakt treten können. So lassen sich Risiken in Bezug auf Menschen- und Arbeitsrechte in Lieferketten erkennen, umsetzbare Erkenntnisse auf Basis von Echtzeitdaten gewinnen und der Zugang zu Abhilfemaßnahmen durch ein Netzwerk lokaler Partner (NGOs und Experten) erleichtern.
Mit der Worker Voices-Technologie von Ulula kann EcoVadis seine KI-generierten Risikodaten und die 360-News-Watch mit Echtzeit-Einblicken von denjenigen ergänzen, die am stärksten von den Praktiken in Lieferketten betroffen sind: den Arbeitern und Arbeiterinnen selbst. Diese Integration gibt Unternehmen einen detaillierteren, genaueren und aktuelleren Überblick darüber, was in ihren Lieferketten tatsächlich vor sich geht, insbesondere in Regionen, in denen Arbeitsrechtsverletzungen, unsichere Arbeitsbedingungen oder Ausbeutung weit verbreitet sein können.
Bis heute erreicht Ulula 4,5 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in 69 Ländern weltweit. Mit seinen leicht zugänglichen Umfrage- und Beschwerde-Tools, die in 114 Sprachen und lokalen Dialekten verfügbar sind, ermöglicht Ulula es Unternehmen, Arbeitnehmer*innen einzubinden, Risiken zu identifizieren und Verbesserungen anzustoßen.
Warum Workers Voices wichtig sind
Arbeitnehmer*innen, insbesondere in den unteren Ebenen globaler Lieferketten, sind oft die am stärksten gefährdeten und am wenigsten gehörten. Traditionelle Auditsysteme haben ihre Grenzen und übersehen oft kritische Probleme oder bieten keinen fortlaufenden, aktuellen Einblick. Durch die Einbindung von Arbeitnehmerfeedback in Nachhaltigkeitsbewertungen können Unternehmen proaktiver Risiken im Zusammenhang mit Arbeitspraktiken identifizieren und mindern.
Arbeiter*innen sind die Augen und Ohren der Lieferketten. Sie liefern Erkenntnisse, die in Standard-Berichtskennzahlen oft unsichtbar bleiben – wie Ausbeutung, Belästigung, Sicherheitsprobleme oder ungerechte Löhne –, die von datengetriebenen Algorithmen leicht übersehen werden können. Das Einfangen dieser Stimmen unterstützt nicht nur die ethischen Verpflichtungen eines Unternehmens, sondern trägt auch dazu bei, widerstandsfähigere, risikoaverse Lieferketten aufzubauen, indem Probleme frühzeitig erkannt werden, bevor sie zu Reputations-, finanziellen oder rechtlichen Krisen eskalieren.
Die Zukunft der nachhaltigen Beschaffung liegt in der Fähigkeit, prädiktive, KI-gestützte Risikodaten mit Echtzeit-Qualitätsdaten zu kombinieren. EcoVadis und Ulula sind ein Beispiel für diesen Ansatz. Durch den Einsatz von KI zur Identifizierung potenziell risikoreicher Bereiche, fundierte EcoVadis Ratings und 360-Watch und die Kombination dieser Daten mit Ululas Feedback-Lösung erhalten Unternehmen ein umfassenderes Bild der Risiken in ihren Lieferketten.
Der Weg zu mehr Lieferkettentransparenz
Mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und Lieferkettentransparenz für Unternehmen weltweit ist der Bedarf an quantitativen und qualitativen Daten unbestreitbar. Die Übernahme von Ulula durch EcoVadis stellt eine bahnbrechende Veränderung dar, wie Unternehmen ihre Lieferketten besser verstehen und managen können, indem sie sowohl KI-gestützte Risikodaten als auch Echtzeit-Feedback von Arbeitnehmer*innen vor Ort integrieren.
Für Unternehmen, die sich dem Aufbau wirklich nachhaltiger Lieferketten verpflichtet fühlen, geht es bei der Integration robuster Daten nicht nur darum, Risiken zu minimieren; es geht darum, langfristige Widerstandsfähigkeit, Vertrauen und ethische Verantwortung zu fördern.
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