Mit dem LkSG, das nun bereits seit fast einem Jahr in Kraft ist und in wenigen Wochen auf Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitenden ausgeweitet wird, stehen Beschaffungs- und Nachhaltigkeitsmanager*innen vor veränderten Anforderungen an die Beschaffungscompliance. Die Einbindung von Nachhaltigkeit in den Einkauf und der Aufbau eines robusten Nachhaltigkeitsmanagementsystems und Due Diligence-Prozessen werden damit unerlässlich.
Hier sind einige praktische Tipps zur Implementierung eines effektiven Compliance-Frameworks:
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Entwicklung eines internen Compliance-Frameworks: Erstellen Sie Richtlinien und Verfahren, die das Bekenntnis Ihrer Organisation zu verantwortungsbewusster Beschaffung und Lieferkettenpraktiken festlegen. Definieren Sie klar Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozesse für die Sorgfaltspflicht und Überwachung. Das LkSG fordert hier konkret eine „betriebsinterne Zuständigkeit“, beispielsweise in Form eines/r Menschenrechtsbeauftragten im Unternehmen, die das Risikomanagement überwacht und die Geschäftsführung anlassbezogen, mindestens aber 1-mal jährlich informiert. Auf welcher Ebene diese Person im Unternehmen angesiedelt sein sollte und welche Qualifikationen konkret erforderlich sind, obliegt den Unternehmen selbst. Bewährte Praktiken sind neben Verhaltenskodizes z.B. Maßnahmen wie CSR-Vertragsklauseln, Lieferantenbewertungen und die Einbindung von Nachhaltigkeit in Zielvereinbarungen mit Einkäufer*innen.
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Durchführung von Risikoanalysen bei Lieferanten: Implementieren Sie einen robusten Prozess zur Sorgfaltspflicht, um die Einhaltung von ESG-Standards inklusive der LkSG-Anforderungen bei Lieferanten zu bewerten. Dies umfasst die Risikoanalyse und Bewertung ihrer ethischen Praktiken, Arbeitsbedingungen, Umweltauswirkungen und Menschenrechte. Die Betonung liegt dabei auf „robust“ – eine reine schriftliche Zusicherung oder Selbstauskunft von Lieferanten bietet weder zuverlässige Daten für Ihre Beschaffungsentscheidung noch eine LkSG-Compliance. Um neue regulatorische Anforderungen wie die CSDDD zu antizipieren, sollten Sie zudem einen ganzheitlichen Ansatz, der über das LkSG hinaus bspw. Umweltkriterien abdeckt und keine rein LkSG-spezifischen Tools nutzen. Auf diese Weise können Sie ein zukunftsfähiges Risikomanagementsystem und entsprechende Prozesse aufbauen. Die fundierte EcoVadis Methodik ist an internationalen Standards ausgerichtet und deckt 21 Nachhaltigkeitskriterien in 4 Themen (Umwelt, Arbeits- & Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung ab). Die Verwendung eines ganzheitlichen Ansatzes wird Ihnen nicht nur in Bezug auf Sorgfaltspflichtengesetze helfen, sondern ermöglicht es Ihnen auch gleichzeitig bspw. Dekarbonisierungsmaßnahmen oder DE&I in Ihrer Lieferkette voranzutreiben. Zum Beispiel haben aktuell mehr als 35.000 Unternehmen bereits eine Carbon Scorecard auf der EcoVadis Plattform.
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Einrichtung von Überwachungs- und Berichtsprozessen: Überwachen Sie regelmäßig die Leistung der Lieferanten, um die fortlaufende Compliance sicherzustellen, sowie die Umsetzung von Abhilfe- und Verbesserungsmaßnahmen nachzuverfolgen. Implementieren Sie Berichtsmechanismen, um wichtige ESG-Kennzahlen zu verfolgen und identifizierte Risiken oder Probleme zeitnah zu adressieren. Die kollaborative Plattform von EcoVadis bietet Ihnen detaillierte Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen und Korrekturmaßnahmenpläne zur Risikominderung bei Ihren Lieferanten. Verbesserungen können Sie einfach beim Lieferanten anfragen und Fortschritte kontinuierlich überwachen. So verbessern 63% der von EcoVadis bewerteten Unternehmen ihre Leistung nach der ersten Bewertung. Zwischen den Bewertungen (empfohlen alle 12 Monate) bieten Ihnen Tools wie Live News und 360 Watch ein kontinuierliches Risikomonitoring zur Negativmeldungen in Ihrer Lieferkette. Somit haben Sie die Möglichkeit zeitnah zu agieren und Maßnahmen zu treffen.
Um eine Einhaltung des LkSG zu gewährleisten, benötigt der Einkauf darüber hinaus neue Ansätze und überdachte Lieferantenbeziehungen. Folgendes sollten Sie dabei in Betracht ziehen:
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Umdenken in Beschaffung und Lieferantenbeziehungen: Überprüfen Sie bestehende Lieferantenverträge und legen Sie Kriterien für verantwortungsbewusste Beschaffung, beispielsweise als CSR-Vertragsklauseln fest. Integrieren Sie Nachweise zur Nachhaltigkeitsleistung, z.B. Ratings in Ihre Beschaffungsprozesse (in RFP/Ausschreibungen, bei der Lieferantenauswahl, in Lieferantenprogramme wie Preferred Supplier etc.). Fördern Sie die Zusammenarbeit mit Lieferanten, um die Awareness und das Engagement zu steigern, Transparenz zu verbessern und Risiken in der gesamten Lieferkette zu mindern. Partnerschaft ist einer der Schlüssel zu Nachhaltigkeitsengagement.
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Kommunikation und Kapazitätsaufbau: Die interne Sensibilisierung und Wissensvermittlung für Mitarbeitende im Einkauf sind wichtige Compliance-Erfolgsfaktoren. Gleichzeitig werden diese Faktoren in der Zusammenarbeit mit Lieferanten oftmals vernachlässigt. Viele Unternehmen bekommen aktuell von ihren Kunden neue Anforderungen übergestülpt, vom LkSG bis hin zur Klimaneutralität, ohne die Hintergründe zu verstehen oder zu wissen, wo und wie sie anfangen sollen. Eine informative und transparente Kommunikation Ihrer Gründe, Ziele und die Bedeutung der Rolle als Lieferant und Partner kann Engagement und Vertrauen schaffen. Schulungen und Trainings, wie die EcoVadis Academy mit einer Vielzahl an Kursen, helfen Lieferanten beim Wissensaufbau und bieten Hilfestellungen für die praktische Umsetzung und den Aufbau von Nachhaltigkeitsmanagement. Gleichzeitig können Sie dadurch Ihren Lieferanten demonstrieren, dass Sie als unterstützender Partner agieren und Begleitung bieten.
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Zusammenarbeit mit Stakeholdern: Engagieren Sie sich mit relevanten Stakeholdern, einschließlich Lieferanten, Branchenverbänden und NGOs. Gemeinsame Bemühungen können zu bewährten Praktiken, Wissensaustausch und kontinuierlicher Verbesserung führen. Immer mehr Branchen initiieren Brancheninitiativen für Nachhaltigkeit, in denen sie gemeinsam Strategien und Prozesse zur Lieferantenbewertung und Nachhaltigkeitsverbesserungen umsetzen. EcoVadis unterstützt derzeit 10 Brancheninitiativen mit robusten und maßgeschneiderten Lösungen.
Das Lieferkettengesetz stellt einen bedeutenden Schritt zu mehr unternehmerischer Verantwortlichkeit und nachhaltigen Lieferketten dar. Durch die Entwicklung robuster Compliance-Frameworks, die Verwendung zuverlässiger Daten und die Förderung von Know-how können Unternehmen die Anforderungen des Lieferkettengesetzes erfüllen und zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen.
Denken Sie daran, LkSG-Compliance ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung - es ist eine Gelegenheit, verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken in der Lieferkette massiv zu skalieren, Menschenrechte zu schützen und die Umwelt zu bewahren. Durch die proaktive Integration von ESG-Faktoren in die Lieferkettenoperationen können Organisationen widerstandsfähige und verantwortungsvolle Lieferketten aufbauen, die auf ganzer Linie Wert und positiven Impact schaffen.
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