Im Zeitraum September 2018 bis Juni 2019 führte das Nachhaltigkeitsberatungsunternehmen Schlange & Co. (S&C) eine weltweite Befragung zu Nachhaltigkeit und den Zielen für Nachhaltige Entwicklung durch. Die Umfrage wurde von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) im Rahmen der „Exportinitiative Umwelttechnologien“ finanziert.[i]
EcoVadis hat „The Global Survey on Sustainability and the SDGs” im Erhebungszeitraum als eine von insgesamt 250 Organisationen in der Distribution und Kommunikation der Umfrage weltweit unterstützt.
Nun wurden offiziell die Ergebnisse der weltweiten Umfrage vorgestellt, in der ca. 27.000 Teilnehmer, darunter sowohl Privatpersonen als auch Vertreter/Innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, Medien sowie der Zivilgesellschaft aus 174 Ländern ihre Meinungen und Erwartungen zum Thema Nachhaltigkeit und SDGs mitteilten.
Awareness steigern
Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass während der Begriff „Nachhaltigkeit“ 98% der Befragten bekannt ist, die SDGs als Rahmenwerk verhältnismäßig unbekannt sind. Im weltweiten Durchschnitt gaben nur 49,7% der Befragten an, die SDGs zu kennen (Deutschland 56%). Wie die Verfasser der Studie richtig schlussfolgern, resultiert hieraus die Herausforderungen für Regierungen, Organisationen und Unternehmen, die bspw. ihre Maßnahmen mit Verweis auf die SDGs kommunizieren (die Studie nennt als Beispielaussage: „Maßnahmen gegen den Klimawandel im Einklang mit Ziel 13 umsetzen“) oder gleichermaßen Anforderungen bspw. in RFPs, Lieferantenverhaltenskodizes oder Berichten ohne weitere Erklärungen formulieren, nicht für gegeben halten können, dass Stakeholder, Kunden, Geschäftspartner und Lieferanten, diese Aussagen und Verweise ohne weiteres nachvollziehen können.
„Wenn das Erreichen der 17 Ziele ein gemeinsames Handeln von Menschen auf der ganzen Welt voraussetzt, zeigt die Studie, dass noch viel Arbeit erforderlich ist, um die Wahrnehmung der SDGs zu schärfen. Nur dann ist gewährleistet, dass alle Sektoren gemeinsam in die gleiche Richtung gehen und zur Erreichung der Ziele beitragen.“[ii]
Alle tragen Verantwortung
Um die nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen und Ländern voranzutreiben und ein Erreichen der 17 Ziele bis 2030 zu ermöglichen, ist ein Bereichs- und Grenzen übergreifendes kollaboratives Handeln nötig. Dies unterstreichen auch die Ergebnisse der Global Survey, bei der die Befragten zur Erreichung der SDGs alle Bereiche der Gesellschaft in der Verantwortung sehen, wobei insbesondere Regierungen eine Rolle als Treiber zu Umsetzung zugeschrieben wird.
Die Praxis zeigt, dass eine Vielzahl von Regierungen bereits aktiv geworden ist, um u.a. eines der fundamentalsten Themen der SDGs und aller Gesellschaften zu fokussieren und zu stärken: Menschenrechte. Nicht nur, weil der Sinn der Menschenrechte einen Bezug zu allen anderen SDGs hat, wie z.B. Bildung oder Zugang zu Wasser, sondern auch weil laut ILO 40 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei sind, einschließlich 25 Millionen Menschen in Zwangsarbeit. Dazu gehören 16 Millionen Menschen, die im privaten Sektor ausgebeutet werden. Im November 2018 hat Australien als aktuellste Rechtsprechung ein Gesetz verabschiedet, das Unternehmen verpflichtet, über ihre Bemühungen zur Verhinderung von Sklaverei in ihren Lieferketten zu berichten.
Auch der Privatwirtschaft wird in allen Regionen eine hohe Bedeutung und Verantwortung zugeordnet. Der Druck auf die Unternehmen ist spürbar und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst stetig und macht auch nicht vor den Unternehmen halt. 72% der globalen Unternehmen erwähnen die Ziele in ihrem jährlichen Unternehmens- oder Nachhaltigkeitsbericht und 50% der Unternehmen haben prioritäre SDGs identifiziert.
Im August 2019 setzen 181 CEOs aus vielen der weltweit angesehensten Organisationen – darunter Amazon, Bayer, Coca-Cola und Salesforce – mutig breitere Standards für die Unternehmensführung, die Nachhaltigkeit, Verantwortung und Mitarbeiter neben dem Gewinn in den Vordergrund stellen.
Die Global Survey zeigt, dass in der Wahrnehmung der Befragten aus der Privatwirtschaft bei der Bedeutung und Relevanz der einzelnen SDGs für ihr Unternehmen die Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13) die höchste Relevanz haben. Des Weiteren schreiben sie Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9) und menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8) eine große Bedeutung für ihr Unternehmen zu. Dringendster Handlungsbedarf besteht aus Sicht der Wirtschaft in den Themen Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster (SDG 12); Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13) sowie Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9).
Deutlich wird, dass ein Erreichen der Agenda 2030 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung nur möglich ist, wenn übergreifend alle – Regierungen, Unternehmen, Städte und Gemeinden, NGOs und Menschen umdenken, aktiv werden und einen Wandel in allen Bereichen einleiten.
Vollständigen Ergebnisbericht (DE) lesen
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[i] Das Center for Business and the Environment (CBEY) der Yale University war als akademischer Partner zur wissenschaftlichen Begleitung beauftragt.
[ii] Ergebnisbericht des Global Survey zu Nachhaltigkeit und den SDGs, 2019, p. 18
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