Der ROI von Nachhaltigkeit

August 6, 2020 Tanja Reilly

In unzähligen Gesprächen und Diskussionen zu Nachhaltigkeit und insbesondere zu nachhaltiger Beschaffung plopp(t)en mir Fragen entgegen, wie „Was bringt mir und meinem Unternehmen das? – Außer Kosten? - Wo ist der ROI?“ – Und diese Fragen sind durchaus berechtigt, denn erst seit wenigen Jahren gibt es zu diesem Thema offene Best Practices, messbare KPIs, Studien und weitere Argumente für eine nachhaltige Beschaffung. Neben der Nachhaltigkeit selbst als größten Vorteil, lässt sich Benefit-Liste über alle Unternehmensbereiche weiterführen.

Al Ianuzzi zitiert in seinem Buch Greener Products neben vielen anderen Beispielen PepsiCo, die durch die Reduzierung ihres betrieblichen Wasserverbrauchs um 26% bis zu 80 Millionen Dollar einsparte. In einer Studie über brasilianische Rinder wurde festgestellt, dass Viehzüchter, die nachhaltige Praktiken anwenden, ihre Produktivität um das 2,3fache und ihre Rentabilität um fast das 7fache steigern konnten.

 Commitment zahlt sich aus

Angesichts des enormen Einflusses, den die Lieferkette auf Nachhaltigkeit hat, sind Unternehmen zunehmend bestrebt, ihre Beschaffungspraktiken zu ändern und strukturierte nachhaltige Beschaffungsprogramme zu implementieren. Wie jede größere Unternehmensinitiative erfordert die Einführung eines nachhaltigen Beschaffungsprogramms Zeit, Sorgfalt und Vorabinvestitionen. Für viele Unternehmen, insbesondere für solche mit großen und komplexen Lieferketten, ist diese Umstellung möglicherweise nur mit einem grundlegenden Perspektivwechsel möglich.

Lieferkette & Beschaffung als größte Nachhaltigkeitstreiber

Lieferketten sind einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt, die durch Naturkatastrophen und durch den Menschen verursachte Katastrophen hervorgerufen werden.

Der Supply Chain Resilience Report 2018 des Business Continuity Institute zeigt, dass 56% der Unternehmen aus 76 Ländern in den 12 Monaten vor der Befragung eine Unterbrechung der Lieferkette erlitten hatten. Darüber hinaus standen 23% der Vorfälle in der Lieferkette im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit. In der Zwischenzeit hatten Anfang März 2020 bereits 75% der US-Unternehmen aufgrund der Coronavirus-Krise Lieferkettenunterbrechungen zu verzeichnen.

Die Daten aus dem neuesten Sustainable Procurement Barometer zeigen, dass es einen klaren ROI gibt, wenn man sich entlang der Reifegradkurve für nachhaltige Beschaffung bewegt. Sustainable Procurement Leaders - Unternehmen, die führend in Bezug auf Engagement und Reife ihres nachhaltigen Beschaffungsprogramms sind und die eine Reihe von Kriterien erfüllen, die den Reifegrad ihrer nachhaltigen Beschaffungsprogramme anzeigen - erzielen deutlich mehr Geschäftsvorteile als nicht führende Unternehmen. Eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie führt zum Erfolg, wenn sie im Einklang mit dem Kerngeschäft und der Unternehmensstrategie steht.

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Erfolgreiche Umsetzung 

Die internen Strategien und die daraus resultierenden Prozessänderungen sind die ersten Schritte zum nachhaltigen Wirtschaften, die weiterführend auch in allen Geschäftsbeziehungen umgesetzt werden müssen. Sämtliche Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit müssen vom Einkauf beachtet und auch in Bezug auf die Lieferketten umgesetzt werden. Wenn man bedenkt, dass das Beschaffungsvolumen je nach Branche zwischen 10 und 60 Prozent des Umsatzes ausmacht, wird die zentrale Rolle des Einkaufs in der Umsetzung der Nachhaltigkeit und seine Hebelwirkung für die Implementierung von nachhaltigen Strategien und Prozessen im Markt deutlich. Risiken und Chancen, die mit Lieferanten verknüpft sind, können jedoch nur gesteuert werden, wenn sie bekannt sind. Vertrauen reicht hier nicht mehr aus und kann aufgrund der Komplexität und Globalität der Supply-Strukturen auch nicht mehr gewährleistend funktionieren. Mittlerweile haben daher viele Unternehmen einen expliziten Code of Conduct für Lieferanten und fordern von diesen die Einhaltung der Regelwerke. Ein durchaus sinnvoller Ansatz, der jedoch im globalen und weitverzweigten Zulieferer-Lieferanten-Netz keinerlei Gewähr für Risikoprävention bietet.

Zur erfolgreichen Implementierung von Nachhaltigkeit in der Lieferkette empfiehlt sich ein mehrstufiger Prozess. Zunächst sollten die Stakeholderanforderungen identifziert werden. Dies erfolgt bei vielen Unternehmen in Stakeholderdialogen. Von diesen Erwartungshaltungen kann eine Nachhaltigkeitsstrategie abgeleitet werden, beziehungsweise kann diese auch zum Abgleich mit der Unternehmensstrategie dienen. Der nächste Schritt umfasst die Festlegung der Vorgehensweise bei der Erhebung der Daten von Nachhaltigkeitsleistungen der Lieferanten sowie die Definition der Zielsysteme. Darauf aufbauend kann das Monitoring erfolgen. Dieses ermöglicht die Identifzierung der Risiken und Chancen sowie deren klare Darstellung anhand der KPIs.
 

Welche weiteren Vorteile Ihnen im Detail nachhaltige Beschaffungsprogramme bringen, erfahren Sie in unserem eBook Der ROI von Nachhaltigkeit.

 
 

Über den Autor

Tanja Reilly

Tanja Reilly hat über 13 Jahre internationale Erfahrung in den Bereichen Beschaffung und Compliance in vielen multinationalen Unternehmen in verschiedenen Sektoren und betreut seit über 7 Jahren als Senior Strategic Account Executive EcoVadis Kunden in der D-A-CH-Region.

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