Axel Butterweck ist Geschäftsführer der TALENT-net (CH) GmbH mit dem Schwerpunkt Systementwicklung der Supply Chain. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in leitenden Einkaufs- und Logistikpositionen von der Bau- über die Uhrenbranche bis hin zuletzt als CPO der Schweizerischen Post. In seiner Karriere hat er für Unternehmen unterschiedlichster Größen gearbeitet und damit die Besonderheiten der Supply Chain kleiner, mittelständischer und großer Unternehmen kennengelernt. Im Interview mit uns sprach er über die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Rolle des Einkaufs.
Sie haben einen Großteil Ihrer Karriere im Einkauf, als CPO der Schweizerischen Post verbracht - wann kamen Sie das erste mal mit Nachhaltigkeit in Berührung?
Die ersten Kontakte mit dem Thema hatte ich bereits in den 80er Jahren, wobei es damals um giftige Stoffe für die Produktion ging. Dabei ging es aber mehr um klassische Compliance. Die ersten wichtigen Kontakte in Bezug auf ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit hatte ich Anfang der 2000er Jahre. Ich muss zugeben, damals war ich noch ein echtes “Greenhorn” in diesem Thema. Ich war schon stolz zu wissen, dass Nachhaltigkeit mehr als nur CO2 . Vertiefend mit dem Thema auseinandergesetzt habe ich mich dann in der Zusammenarbeit mit der Fair Wear Foundation. Dabei untersuchten wir die Nachhaltigkeit der Bekleidung der Schweizerischen Post. Ich konnte in diesem Prozess viel lernen und mein Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit schärfen.
Was bewegte Sie dazu TALENT-net zu gründen?
Nach dreißig Jahren als Einkaufsleiter und der Arbeit in einem großen Konzern wollte ich das, was ich in den letzten drei Jahrzehnten gelernt hatte an andere Einkäufer weitergeben. Zusätzlich kannte ich den Geschäftsführer der TALENT-net GmbH in Deutschland seit Jahren und so ergab sich die Möglichkeit in der Schweiz eine GmbH in Zusammenarbeit mit deutschen Partnern zu gründen. Heute bin ich froh, den Schritt gewagt zu haben. Es gibt für mich aktuell kein spannenderes Thema als den Einkauf als die Nahtstelle zwischen dem Kunden, der eigenen Firma und den Lieferanten in der Lieferkette.
Wieso haben Sie den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gesetzt?
Erstens ist der Einkauf DIE Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und den Lieferanten, wobei in dieser Beziehung enorm viel für die nachhaltigere Erwirtschaftung getan werden kann. Deshalb sehe ich es als sehr wichtig an, dass sich TALENT-net für mehr Nachhaltigkeit einsetzt. Des Weiteren ist das Thema sehr aktuell und der Fokus der Gesellschaft rückt immer mehr in die Richtung, die Umwelt respektvoll zu behandeln und aktiv etwas für den Erhalt unserer Natur zu tun. Gerade aufgrund dessen ist es unabdingbar, dass sich Hersteller und Unternehmen jetzt für eine nachhaltige Produktion einsetzen. Persönlich setze ich mich seit jeher für mehr Transparenz in Firmen ein, wobei dieser Aspekt im Bereich Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt.
"Je transparenter ein Unternehmen, desto aufgeklärter sind alle Beteiligten was die Handlungen der Organisation bezüglich Nachhaltigkeit angehen und desto eher können sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen werden."
Welche unterschiedlichen Herausforderungen gibt es in der nachhaltigen Beschaffung im Mittelstand vs. Konzern/Großunternehmen?
Ein großer Unterschied von mittelständischen zu großen Unternehmen liegt darin, dass sich, aufgrund geringerer Ressourcen, oft keine eigene Abteilung gezielt um die nachhaltigen Themen kümmert und die Kriterien regelmäßig überprüft. So fehlt es häufig an der verbindlichen Orientierung aller Beteiligten. Zusätzlich mangelt es dadurch natürlich auch häufig am notwendigen Fachwissen und letztlich fehlen auch zu häufig die finanziellen Ressourcen. In Konzernen können durch die Struktur von eigenen Nachhaltigkeitsabteilungen Ressourcen, Know-How und eine klare Strategie viel leichter aufgebaut werden. Gerade deshalb liegt mein Fokus auf der Unterstützung des Mittelstands.
Wie kann TALENT-net den Mittelstand bei diesen Herausforderungen unterstützen?
TALENT-net verfolgt drei Ziele in der Unterstützung des Mittelstands. Der erste aber auch der wichtigste Schritt ist es, alle Beteiligten der Firma für das Thema zu sensibilisieren. Es macht keinen Sinn eine nachhaltige Beschaffung etablieren zu wollen, wenn die Hälfte keinen Bedarf sieht oder den Nutzen nicht versteht. Das Engagement aller ist wichtig, damit sich die notwendigen Veränderungen einstellen können. Als zweiter Schritt beginnen wir den Einkauf gezielt auf die Themen der Nachhaltigkeit zu untersuchen. Hierbei spielt unsere Zusammenarbeit mit EcoVadis, für die Messbarkeit der Lieferkette, eine große Rolle. Ebenso geht es uns darum, die Produktion auf Nachhaltigkeit zu überprüfen, was wir mit Milani, einem weiteren Netzwerkpartner ermöglichen. Als letzter Schritt wollen wir die gezielte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter*innen fördern. Denn “People matter most” - schlussendlich kommt es immer auf die Handlungen jedes Einzelnen an, um Nachhaltigkeit in der gesamten Beschaffung sicherzustellen.
Wie wird sich die Rolle, bzw. die Skills des CPOs verändern, um diese Nachhaltigkeitsherausforderungen zu bewältigen?
Das ist eine sehr interessante Frage. Die Rolle des CPO ist in der Tat aktuell dabei, sich grundlegend zu verändern. War er früher häufig in mittelständischen Unternehmen der “Beste Einkäufer” muss er jetzt zum strategischen, taktischen und operativen Spielemacher werden. Eine Rolle, die es bisher noch gar nicht so richtig gibt, aber dennoch von der heutigen Unternehmenswelt immer mehr nachgefragt wird. Nur, wer hat diese Kompetenzen und wie müssen sie in der eigenen Firma wirklich aussehen? Eine Frage, die man nicht mit einer allgemeingültigen Antwort beantworten kann, sondern die individuell erarbeitet werden muss.
Vielen Dank für das Interview!
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