Rajratan ist ein führender Hersteller und Lieferant von Wulstdrähten für Reifen. Zu den Kunden des Unternehmens mit Werken in Indien und Thailand zählen vor allem globale Reifenhersteller wie Bridgestone, Goodyear, Michelin und Sumitomo Rubber. Das ursprüngliche Familienunternehmen in Indien beschäftigt mittlerweile 600 Mitarbeiter*innen. EcoVadis begann 2019 mit der Bewertung des Werks in Thailand (und Rajratan in Indien im Jahr 2021). Nur zwei Jahre später verstärkte Rajratan seine Bemühungen im Bereich der Nachhaltigkeit und erhielt dafür die EcoVadis-Bronzemedaille.
Wir sprachen mit Yashovardhan Chordia, Direktor von Rajratan und eine der treibenden Kräfte hinter dem schnellen Wachstum des Unternehmens auf dem thailändischen Markt. Wir erkunden, was das EcoVadis Rating für Rajratan, den einzigen Hersteller von Reifenwulstdrähten in Thailand, und für die Zukunft der Nachhaltigkeit in der Fertigungsbranche bedeutet.
Auf welche Aspekte der Nachhaltigkeit haben Sie sich vor der EcoVadis Bewertung konzentriert?
Vor der EcoVadis Bewertung lag unser Hauptaugenmerk auf der Effizienzsteigerung und der Verbesserung der Produktivität. Mit anderen Worten: Wir wollten Kosten und Verbrauch senken. Dazu gehört die Verringerung des Verbrauchs von Chemikalien, Wasser und Strom, indem der Betrieb der Maschinen effizienter gestaltet wird. Ich glaube jedoch nicht, dass wir diese Themen als umfassende Nachhaltigkeitsinitiativen betrachtet haben.
Außerdem sind wir ein in Indien börsennotiertes und eingetragenes Unternehmen. Um unserer sozialen Verantwortung gerecht zu werden, haben wir uns auch auf CSR-bezogene Projekte konzentriert. Ein Beispiel dafür ist die Rajratan Foundation, die Bildung, medizinische Versorgung, Krankenpflege und Assistenz für Menschen mit Behinderungen unterstützen will.
In Thailand waren wir während der Pandemie das erste Unternehmen, das nicht nur die Mitarbeiter*innen vor Ort, sondern auch deren Familienangehörige mit Covid-19-Impfstoffen versorgt hat. Wir haben auch ein Isolationslager eingerichtet, in dem Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, eine Grundversorgung erhalten haben und mit Dingen des täglichen Bedarfs versorgt wurden. Auf diese Weise konnten wir die Produktion kontinuierlich aufrecht erhalten, ohne dass es zu Schließungen aufgrund der Verbreitung von Covid-19 im Unternehmen kam.
Was hat Sie dazu bewogen, sich der EcoVadis Bewertung zu unterziehen?
Es waren unsere großen Kunden wie Bridgestone oder Continental Tire, die bei uns ursprünglich eine Bewertung angefragt haben. Am Anfang haben wir dieses Thema nicht besonders ernst genommen, aber als das Unternehmen wuchs, wurde es immer wichtiger, eine Unternehmensstruktur zu haben, die Nachhaltigkeit miteinbezieht. Wir waren der Ansicht, dass es an der Zeit war, unsere Bemühungen zu formalisieren und neue Richtlinien festzulegen.
Dazu mussten wir Dokumente und Nachweise zusammentragen. Ich muss gestehen, dass es uns schwer gefallen ist, den Expert*innen von EcoVadis die erforderlichen Informationen zukommen zu lassen. Wir dachten, dass wir über nachhaltige Praktiken verfügten, aber sie waren nicht richtig dokumentiert. Dank EcoVadis werden diese Informationen nun jedoch in Dokumenten festgehalten. In den
ersten Jahren war viel Vorarbeit nötig, aber heute ist dieser Vorgang ein wesentlicher Faktor in der Arbeit des Unternehmens.
Seit der ersten EcoVadis Bewertung sind vier Jahre vergangen. Wie wirken sich die regelmäßigen Neubewertungen auf das Unternehmen aus?
Ich denke, sie haben uns dazu gebracht, uns auf die Verbesserung unserer Arbeitsumgebung zu konzentrieren. In der Vergangenheit haben wir uns eher auf externe Initiativen wie CSR konzentriert, aber in den letzten Jahren haben wir erkannt, dass es ebenso wichtig ist, innerhalb der Organisation Verbesserungen vorzunehmen. Wir wurden angeregt, darüber nachzudenken, wie wir die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter*innen verbessern und sie an uns binden können.
Einer der Schwerpunkte lag auf der Diversität. Zuvor hatten wir der Diversitätsrate im Unternehmen keine wirkliche Aufmerksamkeit geschenkt. Ich glaube, in unserer Branche wurde ein Mangel an weiblichen Personalmitgliedern als normal angesehen. Als EcoVadis mit der Bewertung begann, lag der Frauenanteil in unserem thailändischen Werk bei etwa 15%. Diese Zahl zeigte uns, dass eine Überarbeitung erforderlich war, und wir begannen, Frauen für jede Region zu rekrutieren. Die Situation hat sich allmählich verbessert, und heute sind etwa 40 % unserer thailändischen Fabrikarbeiter*innen Frauen. Wir hoffen, dass wir die in Thailand gewonnenen Erkenntnisse in Zukunft auf unsere Tätigkeit in Indien anwenden können.
Ich bin auch der Ansicht, dass wir jetzt in der Lage sind, mehr auf die Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen zu achten als je zuvor. Alle Maschinen im Werk sind mit Staubfängern ausgestattet, die eine saubere Arbeitsumgebung schaffen. Wir gehen auch sehr bewusst mit natürlichen Ressourcen um. Die regelmäßigen Neubewertungen haben allgemein zu einem bewussteren Handeln geführt, vor allem im Umgang mit Wasser.
Ich glaube, dass die EcoVadis Bewertung unseren Kund*innen Vertrauen gibt, und deshalb betrachte ich sie als unser größtes Verkaufsargument.
Wie haben Sie auf interner Ebene Nachhaltigkeits-Champions geschaffen?
In Thailand ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) verpflichtend vorgeschrieben. Es handelt sich dabei um eine Prüfung durch Regierungsbehörden, die erforderlich ist, wenn ein Unternehmen wächst. Dabei werden alle Aspekte geprüft, einschließlich der Arbeitsumgebung, der Aktivitäten in der Gemeinde, der sozialen Aktivitäten sowie des Ressourcenverbrauchs und der Umweltverschmutzung. Dabei werden ähnliche Initiativen und Daten ausgewertet wie bei der EcoVadis Bewertung.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Menschen verstanden haben, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit ist. Wahr ist, dass einige Mitarbeiter*innen die Vorbereitung von Dokumenten und Materialien für die Tests als mühsam empfunden haben. Aber nachdem wir bei der ersten EcoVadis Bewertung eine hohe Bewertung erhalten hatten, änderte sich die Meinung aller. Sie wurden motiviert, noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Auch lokale Bewertungen wie die Umweltverträglichkeitsprüfung wurden dadurch erleichtert, da wir bereits über die erforderlichen Dokumente verfügten.
Haben Sie einen Ratschlag für Unternehmen, die gerade erst mit Arbeiten zur Förderung der Nachhaltigkeit beginnen?
Ich bin der Meinung, dass jedes Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen sollte. Dabei geht es nicht nur um das Wohl der Gesellschaft, sondern auch um wirtschaftliche Vorteile. Die Steigerung der Produktionseffizienz führt zu Nachhaltigkeit, und die Verringerung des Verbrauchs von Plastik und Papier spart Geld. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen zu steigern, erhöht zweifellos die Produktivität. Mit anderen Worten: Nachhaltige Unternehmen profitieren langfristig.
Viele kleine Unternehmen sind sich der Bedeutung der Nachhaltigkeit vielleicht noch nicht ganz bewusst. Es handelt sich um einen sehr komplexen Prozess. Deshalb ist es vorteilhaft, eine Rating-Agentur wie EcoVadis zu haben, die uns eine einzige Plattform bietet, um uns in die richtige Richtung zu weisen und uns auf unserem Nachhaltigkeitsweg voranzubringen.
Denken Sie, dass südostasiatische Unternehmen, insbesondere solche mit Sitz in Thailand, auch in Zukunft Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit machen werden?
Wir haben viel aus der Pandemie gelernt, z. B. wie wichtig es ist, eine sichere Lieferkette zu haben und über alternative Lieferanten zu verfügen. Meiner Meinung nach besteht eine der größten Herausforderungen für Unternehmen heute darin, ihr Geschäft widerstandsfähiger und stärker zu machen.
Die südostasiatischen Länder werden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Unter diesen Ländern ist Thailand im Bereich der verarbeitenden Industrie sehr weit fortgeschritten. Es wird immer mehr Möglichkeiten für Länder wie Thailand geben, zu wachsen und den Sprung zu einem globalen Anbieter zu schaffen. Und genau hier nehmen Unternehmen wie EcoVadis eine wichtige Rolle ein.
Wir leben in einer Zeit, in der Nachhaltigkeitsinitiativen stets bewertet werden, wenn es um den Export von Produkten in westliche Länder geht. Die Nachhaltigkeitsstandards unserer westlichen Kund*innen sind viel höher und strenger als jene in den APAC-Staaten. Wenn wir unser Geschäft weiter ausbauen wollen, müssen wir auch darüber nachdenken, wie wir auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig bleiben können. In diesem Sinne halte ich eine Bewertung wie die von EcoVadis für unerlässlich.
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