Global denken, nachhaltig kaufen

August 24, 2016 Tanja Reilly

Nachhaltigkeit im Fokus: Chancen und Risiken in globalen Lieferketten managen

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Beschaffungsmanagement Magazin von procure.ch veröffentlicht, dem Fachverband für Einkauf und Supply Management in der Schweiz.

Märkte und Kollaborationen werden immer globaler. Kaum ein Thema hat in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren mehr an Bedeutung gewonnen als Nachhaltigkeit. Es gilt, nachhaltige Strategien in die Praxis umzusetzen – nicht nur in allen Unternehmensbereichen, sondern auch in der Lieferkette.

Global Sourcing eröffnet Unternehmen interessante Chancen, die Vorteile globaler Beschaffungsmärkte für sich zu nutzen. Jedoch ist dies zugleich auch mit Risiken verbunden.

Die Lieferketten global agierender Unternehmen umfassen nicht selten mehrere tausend Lieferanten. Die Lieferketten werden nicht nur immer komplexer, sondern sind auch ständigen Änderungen und den Marktdynamiken unterworfen. Der Ruf der Stakeholder nach mehr Einklang zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wird stetig lauter, und politische sowie gesetzliche Vorgaben werden immer enger. Unternehmen und vor allem die einzelnen Aufgabenbereiche innerhalb der Unternehmen stehen vor neuen Anforderungen und Erwartungen.

Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Stakeholder an Transparenz und Nachhaltigkeit sowie die Auskunftsanforderungen diesbezüglich spürbar. Hinzu kommen neue gesetzliche Regelungen, wie zum Beispiel die neue EU-Richtlinie 2014/95/EU, nach der Unternehmen unter anderem über ihre Strategien, Risiken und Ergebnisse in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, Achtung der Menschenrechte in den Leitungsund Kontrollorganen berichten müssen. Auch international tätige Schweizer Unternehmen unterstehen der Berichtspflcht. Auch weitere Berichtsanforderungen im Zusammenhang mit Conflct Minerals, REACH, ROHS und dem UK Modern Slavery Act sind zu beachten.

Hebelwirkung des Einkaufs 

Die internen Strategien und die daraus resultierenden Prozessänderungen sind die ersten Schritte zum nachhaltigen Wirtschaften, die weiterführend auch in allen Geschäftsbeziehungen umgesetzt werden müssen. Sämtliche Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit müssen vom Einkauf beachtet und auch in Bezug auf die Lieferketten umgesetzt werden. Wenn man bedenkt, dass das Beschaffungsvolumen je nach Branche zwischen 10 und 60 Prozent des Umsatzes ausmacht, wird die zentrale Rolle des Einkaufs in der Umsetzung der Nachhaltigkeit und seine Hebelwirkung für die Implementierung von nachhaltigen Strategien und Prozessen im Markt deutlich.

Risiken und Chancen, die mit Lieferanten verknüpft sind, können jedoch nur gesteuert werden, wenn sie bekannt sind. Vertrauen reicht hier nicht mehr aus und kann aufgrund der Komplexität und Globalität der Supply-Strukturen auch nicht mehr gewährleistend funktionieren. Mittlerweile haben daher viele Unternehmen einen expliziten Code of Conduct für Lieferanten und fordern von diesen die Einhaltung der Regelwerke. Ein durchaus sinnvoller Ansatz, der jedoch im globalen und weitverzweigten Zulieferer-Lieferanten-Netz keinerlei Gewähr für Risikoprävention bietet.

ROI im Beschaffungsmanagement 

Kosten sind nach wie vor der wichtigste Faktor für Einkaufsorganisationen. Nachhaltige Beschaffung wird in diesem Zusammenhang oftmals noch als reiner Kostenfaktor bewertet, den es zu vermeiden oder zumindest zu minimieren gilt.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und damit auch einer nachhaltigen Lieferkette rückt immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Der erste Mehrwert, der sich aus einem nachhaltigen Wirtschaften für Unternehmen ergibt, ist somit eine Reputationsstärkung, Imagegewinn und eine Steigerung des Wettbewerbsvorteils. Nachhaltigkeit und deren Kontrolle entlang der Wertschöpfungskette sind selbstverständlich ein Kostenfaktor, jedoch einer, der sich langfristig für Unternehmen als ein Investment mit vielen Mehrwerten lohnt: Senkung der Non-compliance-Kosten, Risikofrüherkennung und Vermeidung von Ausfällen, Vermeidung von Fehlverhalten der Lieferanten, Förderung des Vertrauens der Geschäftspartner und Konsumenten durch Transparenz und nicht zuletzt Kostensenkungen in Bereichen wie Logistik, Energie, Wasser und Produktion.

Eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie führt zum Erfolg, wenn sie im Einklang mit dem Kerngeschäft und der Unternehmensstrategie steht.

Erfolgreiche Umsetzung 

Zur erfolgreichen Implementierung von Nachhaltigkeit in der Lieferkette empfihlt sich ein mehrstufier Prozess.

Zunächst sollten die Stakeholderanforderungen identifiiert werden. Dies erfolgt bei vielen Unternehmen in Stakeholderdialogen. Von diesen Erwartungshaltungen kann eine Nachhaltigkeitsstrategie abgeleitet werden, beziehungsweise kann diese auch zum Abgleich mit der Unternehmensstrategie dienen. Der nächste Schritt umfasst die Festlegung der Vorgehensweise bei der Erhebung der Daten von Nachhaltigkeitsleistungen der Lieferanten sowie die Defiition der Zielsysteme. Drauf aufbauend kann das Monitoring erfolgen. Dieses ermöglicht die Identifiierung der Risiken und Chancen sowie deren klare Darstellung anhand der KPIs.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass langfristig kein Unternehmen an der Nachhaltigkeit seiner Lieferkette vorbeikommt. Es ist keine Frage mehr, die mit Ja oder Nein zu beantworten ist, sondern eine Frage des Wann und Wie.


Nachhaltigkeit leicht gemacht

Weiterlesen:

How Can Companies Adapt To The EU Directive On Non-Financial Reporting?

Mid-Year Progress Report – EcoVadis Continues to Build Momentum and Expand CSR and Sustainability Impact 

 

Über den Autor

Tanja Reilly

Tanja Reilly hat über 13 Jahre internationale Erfahrung in den Bereichen Beschaffung und Compliance in vielen multinationalen Unternehmen in verschiedenen Sektoren und betreut seit über 7 Jahren als Senior Strategic Account Executive EcoVadis Kunden in der D-A-CH-Region.

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