Gesetze, Standards und entsprechende Compliance sind wichtige Treiber für alle Nachhaltigkeitsthemen, jedoch hat die Covid19-Krise gezeigt, wie vulnerabel unsere Lieferketten sind und als globale Gesundheitskrise die Ausmaße der globalen Klimakrise bewusst gemacht. Können wir die Krise und den Fokus auf Resilienz und Nachhaltigkeit nutzen, um unsere globalen Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstärken und sicherzustellen, dass Menschen und Umwelt noch stärkere Treiber in den Geschäfts- und Beschaffungsstrategien werden?
Mit der Einigung zum Sorgfaltspflichtengesetz sind die Compliance-Abteilungen und -Manager*innen hellhörig geworden und haben das Thema der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht priorisiert. Das Sorgfaltspflichtengesetz ist kein Novum in der internationalen und europäischen Gesetzgebung und deutsche Unternehmen können von vielen bestehenden Best Practices und den Erfahrungen von führenden (darunter auch viele deutsche) Unternehmen im Bereich der nachhaltigen Beschaffung profitieren. Was diese Sustainable Procurement Leader gemeinsam haben, ist, dass sie schon vor dem Sorgfaltspflichtengesetz einen „beyond Compliance“-Ansatz verfolgt haben und Nachhaltigkeit als ganzheitlichen Unternehmenswert strategisch in ihre Beschaffung implementiert haben.
8,3 Billionen Dollar des Welthandels werden jährlich über die Beschaffung abgewickelt und je nach Branche können bis zu 90% der Umweltauswirkungen eines Unternehmens in der Lieferkette liegen. Doch der Einkäufer* per se ist Einkaufsexperte* und kein Nachhaltigkeitsexperte* - und dennoch der größte Hebel für Nachhaltigkeit in der Lieferkette.
Thomas Udesen (CPO Bayer) und Bertrand Conquéret (CPO Henkel) haben als Beschaffungsexperten genau diese Schnittstelle erkannt und aus tiefster Überzeugung Ende 2019 „The Sustainable Procurement Pledge“ (SPP) gegründet, um Awareness für Nachhaltigkeit in der Beschaffung aufzubauen, zu informieren, zu motivieren, und Nachhaltigkeit in Beschaffungsentscheidungen einzubinden. Mehr als 3.000 Einkaufsexpert*innen, SCM-Professionals Student*innen und Akademiker*innen weltweit haben sich bisher persönlich zu Nachhaltigkeit committet und über 70% gaben an, dass SPP ihre Beschaffungsentscheidungen positiv in Richtung Nachhaltigkeit beeinflusst hat.
Auch das Sorgfaltspflichtengesetz fordert konkret eine Einbindung des Einkauf und SCM in das menschenrechtsbezogene und umweltrelevante Risikomanagement und erkennt die entscheidende Rolle der Beschaffung im Unternehmen, um negative Auswirkungen zu minimieren und positive zu fördern:
Um dies zu erreichen, braucht es mehr: es braucht "beyond Compliance", es braucht Change Management, Awareness und Informationen, es braucht Einbindung, Austausch und Weiterbildung, um letztlich den Einkauf zu dem Hebel zu machen, den er aufgrund seiner Funktion im Unternehmen für die Lieferkette und Nachhaltigkeitsthemen hat.
Daher sollten Unternehmen, die jetzt damit beginnen sich auf die Anforderungen des Sorgfaltspflichtengesetzes vorzubereiten, ihren Einkauf und SCM von Beginn an in die Konzeption der Strategie einbinden, interne Awarenesskampagnen vorbereiten und Schulungsbedarf ermitteln, um dem Einkauf und SCM das Know-how zu vermitteln und KPIs zu definieren, die die Strategie unterstützen.
Mehr über die konkreten Maßnahmen zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht finden Sie in unseren Deep Dives:
- Deep Dive Sorgfaltspflichtengesetz: Grundsatzerklärung & Präventionsmaßnahmen
- Deep Dive Sorgfaltspflichtengesetz: Risikoanalyse
* Zitate entstammen dem Gesetzentwurf der Bundesregierung 'Entwurf eines Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten'
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