Die anhaltende Verbreitung von COVID-19 hat die Verwundbarkeit globaler Lieferketten offengelegt. Zwar kennen die Lieferkettenmanager die Risiken des Single Sourcing, insbesondere für vorgelagerte Komponenten, aber gerade jetzt werden die tiefgreifenden internationalen Verknüpfungen und Abhängigkeiten bewusst. Die Coronavirus-Pandemie ist die aktuellste Herausforderung, die die Notwendigkeit für mehr Agilität und Transparenz in Lieferketten und robuste Nachhaltigkeitsmanagementsysteme, die diese Herausforderungen bewältigen können, aufzeigt.
Aktuell drohen vor allem Verzögerungen durch verschärfte Zollprüfungen, erweiterte Quarantänebestimmungen und Personalmangel, insbesondere an großen logistischen Drehkreuzen. Durch die steigende Anzahl infizierter Personen und die bestehenden Ausgangssperren in Frankreich und Italien, sowie die Kontaktbeschränkung in Deutschland, sind jedoch auch Verzögerungen und Unterbrechungen durch weiter ansteigenden Personalmangel und verschäfte Restriktionen nicht auszuschließen.
Hierdurch können alle Einkaufsoptionen von Sole zu Multiple bedroht sein, denn natürlich können Personalmangel und Lieferunterbrechungen nicht nur auf Seiten der direkten Lieferanten in Tier-1 auftreten, sondern insbesondere in den Tier-N Bereichen und ihren komplexen Subunternehmerstrukturen, die auch weitere Logistik- und Lagerunternehmen einbinden.
Einkaufsorganisationen sollten schnellstmöglich handeln und mir ihren Geschäftspartnern direkt kommunizieren, um die aktuelle Situation zu besprechen und langfristigen Ausfällen gemeinsam vorzubeugen. Durch die globale Vernetzung und Komplexität der heutigen Lieferketten, ist es jedoch schwierig für Unternehmen, ihre Lieferanten in Tier-2 bis -N zu kennen und zu engagieren. Hierbei können und müssen Unternehmen, sofern sie die Risiken in diesen Ebenen identifizieren und Transparenz schaffen möchten, nicht auf den Einsatz von intelligenten Technologien verzichten.
Ein weiteres hohes Risiko entsteht durch Überprüfungslücken durch nicht-stattfindende On-Site-Audits. So hat im Februar bereits jedes Unternehmen der Big Four aus Sorge um die Gesundheit ihrer Wirtschaftsprüfer zumindest dazu geraten, die Reise zum chinesischen Festland zu verschieben, wenn nicht sogar ganz abzusagen. Gerade in Zeiten eines unmittelbaren Beschaffungsrisikos könnten Schwachstellen im CSR-Management die Lieferketten weiter destabilisieren. Die Entscheidungen, die in einer Krise getroffen werden, wirken sich auf die Zukunftsfähigkeit der Nachhaltigkeits-Management-Systeme für die kommenden Krisen aus. Die Überprüfung und Bewertung von CSR-Management-Systemen, wie das EcoVadis Rating, schaffen Transparenz und ermöglichen es Einkaufsorganisationen und Geschäftspartnern soziale, ethische und umweltbezogene Risiken aus 21 Kriterien zu identifizieren und die CSR-Leistung in der Lieferkette zu verbessern.
Jetzt ist nicht nur der Zeitpunkt mitten in der Krise, an dem es gilt, nicht nur die aktuellen Risiken aufzunehmen und zu analysieren, sondern Entscheidungen zu treffen, die die zukünftige Geschäftskontinuität unterstützen.
Die Kenntnis vorgelagerten Lieferanten, d.h. Sichtbarkeit und Transparenz in den Lieferebenen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen in Krisensituationen schnell reagieren können. Ein Risk-Mapping kann helfen, festzustellen, ob neue (oder bestehende) Partnerschaften weitere Analysen erfordern, einschließlich risikoreicher oder strategischer Lieferanten. Diese erste Analyse zeigt nicht nur die Risikopotenziale auf, sondern ermöglichen Geschäftspartnern durch Korrekturmaßnahmenpläne gezielt und strukturiert Verbesserungsmaßnahmen zu planen und umzusetzen, um so zur Risikominderung beizutragen.
Spezielle Tools zur Risikokartierung, wie EcoVadis IQ, bilden die Lieferbasis in Bezug auf soziale, ökologische und ethische Risiken ab und geben den Einkäufern die vorausschauenden Informationen, die sie für ein proaktives Management von Nachhaltigkeitsrisiken bei allen Geschäftspartnern benötigen. Wenn Unternehmen wissen, wo ihre Risiken liegen, können sie sich auf zukünftige Störungen bei wichtigen Produkten, Regionen und Geschäftsprozessen vorbereiten und ihr Nachhaltigkeits-Management-System langfristig aufstellen.
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