Moderne Sklaverei und Menschenrechte – Wo stehen deutsche Unternehmen?

April 3, 2019 Pia Pinkawa

 

Moderne Sklaverei existiert und betrifft uns alle und vor allem auch eine Vielzahl von Einkaufsorganisationen in ihren globalen Beschaffungstätigkeiten. Sklaverei ist zwar offiziell seit mehr als 150 Jahren weltweit abgeschafft – leider jedoch, so wie es scheint, nur auf dem Papier. Es gibt weiterhin Zwangsarbeit, Politische Gefangenschaften, Kinderarbeit, um nur einige Formen der Modernen Sklaverei zu nennen. Laut Global Slavery Index von 2016 sind über 40 Millionen Menschen Oper von Moderner Sklaverei. Und Laut ILO davon ca. 21 Millionen von Zwangsarbeit betroffen. 16 Millionen darunter sind in der Privatwirtschaft tätig und auch in Europa, in Deutschland, arbeiten viele tausende Menschen immer noch unter sklavereiähnlichen Bedingungen. Das heißt, das insbesondere international tätige oder international einkaufende Unternehmen oftmals von moderner Sklaverei in ihren Lieferketten betroffen sein können, wissend oder auch unwissend und dieses Thema eine globale Problematik darstellt, die wir neben anderen Problemen auch im Jahre 2019, nicht aus den Augen verlieren dürfen und stetig und konsequent an Verbesserungen arbeiten müssen.

Ergebnisse aus dem EcoVadis Index

Die folgenden Bewertungsergebnisse stammen aus EcoVadis Global CSR Risk and Performance Index 2018 und aus dem dazugehörige Länderreport für Deutschland, der nochmal einige detaillierte Einblicke in die Ergebnissen deutscher Unternehmen und Branchen gibt und sich auf die EcoVadis-Bewertungen von 2015 bis 2017 bezieht.

Für das Thema Arbeits- und Menschenrechte haben die „deutschen“ Unternehmen in 2017 eine Punktzahl von über 45 Punkten erzielt, das heißt, der Durchschnitt liegt über der Grenze von 45 Punkten und damit oberhalb der Kategorisierung eines mittleren Risikos, allerdings sehen wir auch, dass sowohl für die S und M, also nach unserer Kategorisierung Unternehmen mit 25-999 Mitarbeitern als auch für die Kategorie L mit mehr als 1000 Mitarbeitern durchaus ein engagierter Ansatz vorhanden ist, jedoch auch noch einiges an Potenzial für Verbesserungen nach oben besteht. Diese Durchschnittpunktzahlen für die beiden Unternehmensgrößen zeigen bei näherer Betrachtung, dass durchaus Engagement vorhanden ist und Verbesserungen umgesetzt werden. Dies ist auch an der Entwicklung bzw. Verbesserung der Themenpunktzahl von 2015 bis 2017 zu erkennen. Interessant ist hier außerdem, dass die Großunternehmen von 2015 auf 2016 einen beachtlichen Schritt im Durchschnitt nach oben gemacht haben, aber auch die Unternehmen bis 999 Mitarbeitern sich kontinuierlich verbessern und beide Kategorien annähernd gleiche Durchschnitte mit Aufwärtstrend erzielen.

Deutschland – Weltregionen
Wie positioniert sich der deutsche Durchschnitt im europäischen und im Vergleich mit anderen Weltregionen?

Wieder im L und SM-Vergleich sehen wir links für L, dass die Region Europa die positivsten Punktzahlen im Durchschnitt erzielt, Deutschland hat hier einen ähnlichen Trend, liegt jedoch unter dem Europa-Durchschnitt. Annähernd das gleiche Ergebnis und den gleichen Trend sehen wir auch für S und M Unternehmen in Deutschland im Thema Arbeits- und Menschenrechte.

 

EU-Durchschnitt kaschiert unterschiedliche Reifegrade

Für ein detaillierteres Bild zum Europa-Durchschnitt und dem Deutschland-Durchschnitt im Vergleich liefern andere Länderdurchschnitte interessante Informationen und zeigen die Unterschiede innerhalb Europas auf: Frankreich z.B. oder auch UK sind im Thema Arbeits- und Menschenrechte etwas weiter und performen im Durchschnitt besser.

Eine Erklärung hierfür können die unterschiedlichen bzw. verstärkten regulatorischen Anforderungen wie z.B. Lo Sapin II und der UK Modern Slavery Act sein, die in unterschiedliche Entwicklungsgrade resultieren.

Sowohl auf EU- als auch auf nationalstaatlicher Ebene ist eine Zunahme rechtlicher Verbindlichkeiten zu beobachten, vor allem in Bezug auf Transparenzanforderungen und Vorgaben zu menschenrechtlichen Sorgfaltsprüfungen in ausgewählten Sektoren. Bis 2020 wird die Bundesregierung anhand eines wissenschaftlich begleiteten Monitorings erheben, ob Unternehmen die sogenannten Kernelemente menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht in ihre Prozesse integriert haben und darüber berichten.

Erfahren Sie in unserem aktuellen gemeinsamen Webinar mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, wie Unternehmen den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) nutzen können, um über die Kernelemente unternehmerischer Sorgfaltspflichten des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) zu berichten.

Informationen und Ergebnisse der EcoVadis-Bewertungen zu einzelnen Branchen Deutschland und weiteren Ländern finden Sie der Online-Version des Global CSR Risk & Performance Index.

 

 

Über den Autor

Pia Pinkawa

Als externe freiberufliche Expertin für nachhaltige Lieferketten, Kommunikation und Marketing unterstützt Pia EcoVadis in der deutschsprachigen Region. Sie ist zertifizierte interkulturelle Trainerin, Germanistin und Italianistin mit journalistischem Hintergrund und hat mehr als 7 Jahren Erfahrungen in den Bereichen verantwortungsvolle Beschaffung und globale Lieferketten.

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